Vor wenigen Jahren noch Hessenliga-Abstiegskandidat, mauserte sich die Truppe um Teamchef Jörg Schnell im Laufe der Saison unerwartet zum Titelanwärter, brachte dies am Ende mit Bravour über die Ziellinie und startet in der Saison 2023/2024 in der 2. Bundesliga!
„Keine Abgänge plus jugendlicher Sturm, das könnte was werden!“, so lautete der mutige Kommentar eines unbekannten Kegelsport-Anhängers, der vor Saisonbeginn als einziger im Rahmen einer Online-Umfrage auf die Hessenliga-Meisterschaft des KC 88 Wettenbergs tippte.
Kurzum, es hatte niemand damit gerechnet, dass aus der offensichtlich mit sehr guter Mischung aus „jung und erfahren“ besetzten Wettenberger Truppe schon zu einem frühen Zeitpunkt der Serie ein Anwärter auf den Titel werden sollte. Alle anderen hatten die üblichen Verdächtigen im Blick, in erster Linie die ehemaligen Bundesligisten, allen voran aber den ambitionierten, letztjährigen Vizemeister und Osthessenvertreter KSG Hönebach-Ronshausen. Dieser hatte sich mit dem Erstliga-Spieler und Rückkehrer Andreas Sekulla deutlich verstärken können und stand damit bei den meisten – durchaus berechtigt – ganz oben auf der Liste. Den zuvor über Jahre von Abstiegsängsten geplagten KC 88 hatte daher niemand auf der Rechnung.
Wettenberg hatte sich aber bereits im Vorjahr – dank des spielstarken Nachwuchses – mit Platz fünf aus der Abstiegszone verabschieden können und ausgerechnet beim Favoriten in Ronshausen startete das Überraschungsteam am vierten Spieltag der laufenden Saison seine Erfolgsgeschichte mit einem unerwarteten Auswärtspunktgewinn. Dieser zählte gleich doppelt, da damit die zuvor eingenommene Tabellenführung verteidigt wurde. Platz eins gaben die Gießener Vorstädter nachfolgend auch lange Zeit nicht mehr her. Es folgte mit dem unverhofften Auswärtssieg beim Zweitligaabsteiger KSG Neuhof am neunten Spieltag ein weiterer Coup und daraufhin kam es auch in den Köpfen der Wettenberg an: da geht was!
Das Jahr 2022 beendete der KC 88 durchaus zuversichtlich mit drei Punkten Vorsprung an der Spitze gegenüber der noch verbliebenen Konkurrenz, der Reiskirchen/Alten-Busecker-Spielgemeinschaft M85 Mittelhessen. Das Polster sollte zum Jahresauftakt 2023 bei zwei anstehenden Auswärtsaufgaben in Baunatal und Fulda zumindest mit je einem Teilerfolg ausgebaut werden, doch weit gefehlt: es setzte für Wettenberg unerwartet zwei Nullnummern und die Tabellenführung wechselte prompt mit dem 15. Spieltag Mitte Januar an den ehemaligen Bundesligisten Mittelhessen. Das Saisonfinale sollte von nun an Hochspannung versprechen. Doch die inzwischen zuhause scheinbar unantastbaren Wettenberger – Schnell & Co schlossen die Runde auf den Holzbahnen im Wißmarer Bürgerhaus mit weißer Weste ohne Punktverlust ab – gaben Vollgas, ließen an den verbleibenden drei Spieltagen zwei souveräne Heimsiege und einen weiteren klaren Auswärtsdreier beim Schlusslicht Kassel folgen. Mit der vollen Punkteausbeute von „neun aus neun“ war die Meisterschaft perfekt und die Freude über den Triumph am letzten Spieltag vor heimischen Publikum entsprechend groß.